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Digitale Arbeitswelt: OWL ist gut vorbereitet

Wie wird die Digitalisierung die Arbeitswelt verändern? Und was können Unternehmen tun, um den digitalen Wandel zu gestalten? Lösungen und Perspektiven diskutierten über 400 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und öffentlichem Leben auf dem Fachkongress „Faszination 4.0 – Arbeit“ am Montag in der Ravensberger Spinnerei Bielefeld. Dazu hatten die OstWestfalenLippe GmbH, die Bertelsmann Stiftung, der Spitzencluster it´s OWL, OWL MASCHINENBAU e.V. und die Regionalagentur OWL eingeladen.

Landrat Manfred Müller (Vorsitzender der Gesellschafterversammlung OWL GmbH) erläutert: „Die Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung kommen mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu. Damit uns andere nicht überholen, müssen wir in OstWestfalenLippe an der Spitze der Bewegung sein. Wir werden dadurch mehr neue Arbeitsplätze schaffen als vielleicht durch die Digitalisierung wegfallen werden.“

Konkrete Lösungen – aus der Praxis, für die Praxis

Auf dem Fachkongress präsentierten Unternehmen konkrete Lösungen für die Gestaltung der Arbeitswelt. Das Spektrum reichte dabei von neuen Technologien über digitale Weiterbildungsangebote und New Work bis zum Arbeiten im ländlichen Raum. Dr. Peter Köhler, Vorsitzender des Fachbeirats Innovation und Wissen der OstWestfalenLippe GmbH und Aufsichtsrat von Weidmüller, empfiehlt: „Unternehmen müssen ihren individuellen Weg finden, um die Arbeitswelt zu gestalten. Dabei ist es wichtig, digitale Lösungen wie beispielsweise Assistenzsysteme auf die individuellen Anforderungen des Unternehmens anzupassen und die Beschäftigten bei der Einführung von Beginn an mitzunehmen. Nur so können technologische Ansätze auch ihre Wirkungen entfalten.“

Fabian Langenbruch aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales lobt die Ansätze aus der Region: „In OstWestfalenLippe gibt es viele Unternehmen, die Vorreiter im digitalen Wandel sind. Aber längst nicht alle Betriebe sind auf demselben Stand. Hier wollen wir als BMAS passgenaue Beratung bieten, wie die digitale Transformation gelingen kann - von niedrigschwelligen Online-Selbsttests bis zu umfangreichen Unternehmensaudits im Rahmen der sozialpartnerschaftlich getragenen Initiative Neue Qualität der Arbeit, kurz: INQA.“ Auf der die Frage nach der Zukunft der Arbeit angesprochen, sagt er: „Grundsätzlich gilt, dass uns die Arbeit nicht ausgehen wird. Aber Tätigkeitsprofile werden sich verändern. Weiterbildung und Qualifizierung sind daher Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit und gute Arbeit.“

Mit dem Handlungskonzept „OWL 4.0“ arbeiten unter der Koordination der OstWestfalenLippe GmbH seit 2016 150 Partner in der Region zusammen, um die Potenziale der digitalen Transformation für Wirtschaft und Gesellschaft zu erschließen. In zehn Projekten entwickeln sie Lösungen und Unterstützungsangebote für Unternehmen in unterschiedlichen Anwendungsbereichen: von der Industrie über Lebensmittel, Energie und Bauen bis hin zu Gesundheit und Stärkung des ländlichen Raums. Unter dem Motto „Wir gestalten unser Morgen“ sehen sie die digitale Transformation als Chance, um das Arbeiten in OstWestfalenLippe zu verbessern – ohne dabei die Risiken aus den Augen zu verlieren.

Neue Technologien und Qualifizierung

Im Spitzencluster it´s OWL sind viele neue Technologien entwickelt worden, um Beschäftigte bei der Arbeit zu entlasten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Beispiele sind Assistenzsysteme für die Montage von Produkten und die Wartung von Maschinen oder der Einsatz von Augmented Reality bei der Produktentwicklung. „Diese Technologien sind praxiserprobt. In Transferprojekten können kleine und mittlere Unternehmen die Ansätze in Kooperation mit einer Forschungseinrichtung einführen, um konkrete Herausforderungen zu lösen. Dafür können sie Fördermittel des Landes NRW im Umfang von bis zu 60.000 Euro erhalten“, erläutert Klaus-Peter Jansen, Projektleiter Arbeit 4.0 der it´s OWL Clustermanagement GmbH. Die neue Programmlinie „Arbeit 4.0“ bei it’s OWL unterstreicht, dass die Einbindung von Betriebsräten und Gewerkschaften ein wichtiger Erfolgsfaktor ist.

„Die Beschäftigten müssen frühzeitig qualifiziert werden, um auf die neuen Anforderungen in ihren Betrieben vorbereitet zu werden“, erläutert Melanie Taube, stellvertretende Leiterin der Regionalagentur OWL. Der technologische Wandel führt auch zu einem Wandel in der Bildungslandschaft. „Dazu müssen wir in der Region gemeinsam geeignete Aus- und Weiterbildungsangebote entwickeln.“ Das Land NRW und der ESF unterstützen diesen Prozess mit Projekt- und Programmförderung. Die Regionalagentur OWL berät Unternehmen, wie Förderprogramme des Landes bei ihren Weiterbildungsbemühungen unterstützen können (z.B. Bildungsscheck NRW). Dabei spielen insbesondere überbetriebliche Qualifizierungsmodule und neue Formen des digitalen Lernens eine entscheidende Rolle.

Die IHK Ostwestfalen und die VDMA Nachwuchsstiftung haben beispielsweise eine bundesweit einzigartige Zusatzqualifikation für digitale Fertigungstechnik entwickelt, die Auszubildende in den Metall- und Elektroberufen nutzen können. Digitalisierte Weiterbildungsangebote, wie E-Learning, Webinare und Apps, werden in vielen Branchen bereits genutzt, so z.B. in Projekten der Food Processing Initiative für die Lebensmittelwirtschaft. Lehrfabriken wie BANG (Verl und Steinhagen) und der DAA (Bad Oeynhausen) bieten Unternehmen eine überbetriebliche Möglichkeit, sich selbst, ihre Beschäftigten und Azubis fit zu machen für die Digitalisierung.

New Work und Arbeiten im ländlichen Raum

Darüber hinaus verändert die Digitalisierung Strukturen, Abläufe und Formen der Zusammenarbeit in Unternehmen. Almut Rademacher, Geschäftsstellenleiterin OWL MASCHINENBAU erläutert: „Flache Hierarchien, eine gute Work-Life-Balance und die Eigenverantwortung der Mitarbeiter sind wichtige Entwicklungen, mit denen sich Unternehmen auseinandersetzen müssen.“

Im Projekt Arbeit 4.0 haben OWL Maschinenbau und weitere Partner Modellprojekte umgesetzt, wie Unternehmen – insbesondere kleine und mittlere – Ansätze im Bereich Innovationsmanagement und agile Führung nutzen können. So wurde beispielsweise mit einem Unternehmen eine individuelle Lösung für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Logistik, der Montage und im Service erarbeitet. In hierarchieübergreifenden Teams werden mit breitem Wissen optimale Lösungen entwickelt. Diese Form der partizipativen Zusammenarbeit stärkt die Motivation, die Unternehmensprozesse gemeinsam zu gestalten.

Zudem bietet der digitale Wandel Chancen für die Stärkung des ländlichen Raums, die für eine polyzentrische Region wie OstWesfalenLippe eine große Bedeutung hat. „Durch die Digitalisierung entstehen beispielsweise neue Möglichkeiten für Arbeiten im ländlichen Raum und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, erläutert Mario Wiedemann, Projektmanager in der Bertelsmann Stiftung. Ländliche Regionen, die in der Vergangenheit besonders vom demografischen Wandel betroffen waren, können wieder attraktiv werden für neue Bürgerinnen und Bürger. Dort, wo die Menschen leben, können sie dank ortsunabhängiger, digitaler Arbeit immer häufiger auch ihren Beruf ausüben.

Die neue Studie „Neue Orte des Arbeitens“ macht deutlich, dass die Zukunft des Lebens und Arbeitens zu einem großen Teil auf dem Lande, also in ländlichen Regionen liegt. Neue digitale Arbeitsmittel bieten eine Fülle von Potenzialen, um positive Effekte für die Arbeitnehmer und die Umwelt zu erzeugen. Die mehrheitlich in Deutschland vorzufindende Büroarbeit könnte mehrheitlich auch von zuhause ausgeübt werden. Co-Working-Spaces könnten dabei gerade in strukturschwachen Regionen neue Orte des lokalen Arbeitens bieten. Arbeitnehmer könnten zeitliche und finanzielle Ressourcen einsparen. Arbeitgeber könnten Kosten für Büros reduzieren, Infrastruktur würde entlastet. „Es kommt einfach nur darauf an, im Kopf umzuschalten und diese neue Chancen der digitalen Arbeitswelt in den Blick zu nehmen“, so Alexandra Schmied, Studienleiterin der Bertelsmann Stiftung.

Angebote, Partner und Sponsoren

Die Partner des Handlungskonzepts OWL 4.0 bieten Unternehmen viele Unterstützungsangebote für die Digitalisierung der Arbeitswelt. Dazu gehören individuelle Beratungen vor Ort und Weiterbildungsangebote. In Digitalisierungs-Checks ermitteln Experten aus Forschungseinrichtungen Potenziale der Digitalisierung und zeigen Optimierungsmöglichkeiten auf. Fachgruppen und Lernende Netzwerke bieten Betrieben die Möglichkeit, sich auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. In 19 Schaufenstern können Unternehmen die Wirkungen der Digitalisierung in unterschiedlichen Anwendungsbereichen erleben und mit Experten diskutieren.

Dienstleister und Weiterbildungsträger sind wichtige Partner für die Unterstützung und Qualifizierung der Unternehmen. Lösungsanbieter präsentieren sich auf einem digitalen Marktplatz unter www.owl-morgen.de/marktplatz, um Unternehmen eine schnelle Suche nach geeigneten Expertisen zu ermöglichen.

Das Handlungskonzept OWL 4.0 – Industrie, Arbeit, Gesellschaft wird getragen durch die Brancheninitiativen, die Kammern, die Wirtschaftsförderungseinrichtungen, die Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen und gesellschaftliche Gruppierungen in OWL. Es wird unterstützt durch die Volksbank Bielefeld-Gütersloh, Beckhoff, Bertelsmann, Borgmeier Frischgeflügel, Ceyoniq, Claas, Comspace, Gauselmann, Hettich, Institut für Life-Cycle Coaching, Itelligence, Modus Consult, Phoenix Contact, Seidensticker und Weidmüller. Das Projekt wird aus Mitteln des Fonds für Regionalentwicklung der EU gefördert. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW beteiligt sich mit Mitteln aus dem Landesprogramm Open NRW an der Finanzierung des Kongresses.

www.owl-morgen.de

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